25 Jahre Heidelberg Historic

Etwas über einen Monat ist es jetzt her, dass die bereits 25. Heidelberg Historic an den Start ging. Wettertechnisch sah es für die diesjährige Wettfahrt nicht so rosig aus. Es hatte Petrus auch nicht interessiert, dass die renommierteste Rallye Deutschlands ihr 25-jähriges Jubiläum feiert. Doch das hielt die Fahrer von der Teilnahme nicht ab. Manche Hartgesottene kamen sogar mit offenem Verdeck angefahren - oder aber ganz oben ohne!
Ist es denn Zufall, dass genau hier in der Kurpfalz, eine so besondere Rallye stattfindet? Schließlich war hier die Geburtsstunde des Automobils. Wir haben mit dem „Vater der Heidelberg Historic“, Kuno Hug (Vorstandsmitglied im Fördervereins des Technik Museum Sinsheim), gesprochen … über die Herausforderung, eine Rallye zu organisieren, einen Austin-Healey 3000 und Walter Röhrl.

Museumspräsident Hermann Layher und "Heidelberg Historic"-Gründer Kuno Hug

Museum: Ein paar Worte zur eigenen Person - Woher kommt Ihre Begeisterung für Oldtimer?
Kuno Hug: Ich bin mit diesen schnaufenden Geräuschen eines typischen Viertaktmotors aufgewachsen. Nicht wie man es sonst meint, dass ich mit 18 schon einen eigenen Oldtimer besaß, oder den Fuhrpark meines Vaters übernahm. Es war viel unspektakulärer. Bereits als Kleinkind verbrachte ich viel Zeit im geschäftseigenen Wagen der Wäscherei meiner Großmutter in einem Opel P4 von 1936. Doch der Funke sprang da noch nicht über. Das war erst später und richtig hollywoodreif. Da gab es das eine Mädchen in unserer Straße in Handschußheim (Stadtteil Heidelberg). Sie war bildhübsch und für meine Freunde und mich völlig unerreichbar. Nicht, weil sie bereits einen Freund hatte, ein Amerikaner – damals schwärmte jede junge Frau für die GI’s, untergebracht in den umliegenden Kasernen. Sondern weil dieser nicht nur irgendein Auto, sondern DAS Auto besaß: einen Austin-Healey 3000 von 1965. Wie hätten wir dagegen ankommen können? Was mich betraf, so sprang bei mir hier der Funke über. Das Mädchen komplett vergessen, traf es mich wie ein Blitz. Seitdem lassen mich Oldtimer nicht mehr los – jede freie Minute verbrachte ich mit diesen faszinieren Fahrzeugen und dem Motorsport.   

Museum: Also war dieses Prachtstück Ihre erste große automobile Liebe?
KH: Ja, dieses hat mich nicht mehr losgelassen. Und ganz nach dem Motto „alte Liebe rostet nicht“ habe ich mir 1994 eine Austin-Healey 3000 von 1965 zugelegt. Als Organisator einer Oldtimer-Rallye musste ich ja über einen passenden fahrbaren Untersatz verfügen.

Museum: Die renommierte Heidelberg Historic feierte dieses Jahr ihren 25sten Geburtstag. Als „Vater der Heidelberg Historic“ können Sie sich bestimmt noch an die Anfänge dieser Rallye erinnern?
KH: Es fing alles in den 70ern an. Mein erstes Auto war ein Fiat 850, kein Austin-Healey aber trotzdem schon alt; Eintritt in den Motorsportclub Ziegelhausen e. V. im ADAC; zunächst Stellvertreter, danach war ich Sportleiter beim MSC Ziegelhausen. In den 80er Jahren feierten wir große Erfolge mit der Rallye „Schloss Heidelberg“. Hier nahmen noch die aktuellen und neueren Fahrzeuge teil. Als dann 1984 Audi seinen neuen allradangetriebenen „Sport Quattro“ bei der Rallye testen wollte, war nun „Schloss Heidelberg“ jedem ein Begriff. Dass das Weltmeister-Team Walter Röhrl/Christian Geistdörfer den Audi lenken sollte, setzte dem ganzen die Krone auf. Wir konnten uns vor Anmeldungen kaum retten. Die Rallye war nun nicht mehr regional begrenzt. Die folgenden Jahre verliefen hingegen etwas holpriger. Es gestaltete sich nicht mehr so einfach, eine Rallye abzuhalten. Aus Gründen des Umweltschutzes mussten immer mehr Genehmigungen eingeholt und Auflagen erfüllt werden mit der Folge, dass „Schloss Heidelberg“ eingestellt werden musste. Spätestens da reifte mein Entschluss, eine neue Rallye, auf die Beine zu stellen – und vor allem ausschließlich mit Oldtimern. Mittlerweile war ich Vorstandsmitglied der ADAC Nordbaden und ab 1994 für den Bereich Motorsport zuständig. Unterstützt wurde ich dabei von meinem Freund, dem damaligen Leiter und heutigen Museumspräsidenten, Hermann Layher. Wie ich hat dieser Mensch Benzin im Blut und gleich und gleich gesellt sich ja bekanntlich gern. So kam es 1995 zur ersten „Nordbaden Classics“ – gestartet wurde dabei vor der spektakulären Kulisse des Technik Museum Sinsheim. Da die Rallye immer mehr an Bekanntheit erlangte, genehmigte die Stadt Heidelberg 1998 die Durchfahrt durch die historische Altstadt. So wurde aus der Nordbaden Classics die „Heidelberg Historic“.

Museum: Sind Sie bei den Rallyes auch mitgefahren?
KH: Ich habe es zumindest versucht. Es war aber schnell klar, dass ich in der Organisation solcher Veranstaltungen deutlich erfolgreicher war als hinter dem Lenkrad. Meiner Frau zuliebe habe ich mich dann ganz auf die Organisation konzentriert und überließ das Fahren den anderen.

Museum: Wie würden Sie die HH in drei Schlagworten beschreiben?
KH: Drei Worte reichen dafür bei weitem nicht aus. Spaß an der Strecke, Leidenschaft für alte Autos, sportliche Herausforderung, Demonstration der Automobilgeschichte, Ehrfurcht und Erhabenheit vor dieser Ingenieursleistung.

Museum: Wie läuft die HH ab?
KH: An zwei Tagen sind 600 Kilometer zu bewältigen und 16 Gleichmäßigkeitsprüfungen zu bestehen.

Museum: Welche Kriterien muss ein Teilnehmer/Oldtimer erfüllen?
KH: Der Teilnehmer muss einen gültigen Führerschein besitzen und das Fahrzeug muss Baujahr 1976 oder früher sein.

Museum: Was ist das Besondere an der Heidelberg Historic – was zeichnet diese aus, bzw. unterscheidet sie von anderen Rallyes?
KH: Unsere Region ist dafür bekannt, die Wiege der Automobilgeschichte zu sein. Hier erfand Carl Benz das erste Auto, seine Frau fuhr die erste Strecke und dank ihr gab es hier in Wiesloch die erste Tankstelle; oder aber die älteste Garage der Welt in Ladenburg – alles wunderbare Ziele, die angefahren werden können. Start und Ziel ist das Technik Museum Sinsheim, welches über eine sehr umfangreiche Sammlung an Oldtimern aller Klassen und Epochen verfügt. Ihr habt es auch geschafft, als einziges Museum weltweit, die beiden Überschall-Flieger, Concorde und Tupolev auf‘s Dachs zu stellen. Die Strecke führt durch die hügelige Landschaft im Kraichgau … durch die Toskana Deutschlands eben … das hören wir hier unten so gerne. Die wohlverdiente Mittagsrast legen wir in Heidelberg ein. Als gebürtiger Heidelberger bin ich nach all den Jahren immer noch aufgeregt und überwältigt, diese prachtvollen Schönheiten in der historischen Altstadt stehen zu sehen.

Museum: Wie laufen solche Vorbereitung ab?
KH: Nach der Rallye war immer vor der Rallye. Nach den Sommerferien fing die Sponsorensuche an, Organisation der Strecke und Roadbook. Das Finanzielle musste auch geklärt werden. Die 300 Helfer, die im Einsatz waren, von der Feuerwehr über die Zeitnehmer bis hin zu den Streckenposten, mussten ebenfalls organsiert werden. Vor allem aber, dass all die helfenden Vereine am Schluss noch etwas für ihre Vereinskassen hatten, war auch ein gewichtiger Punkt. So eine Rallye zu organisieren, erfordert neben einem großen Erfahrungsschatz auch starke Nerven: in Stresssituationen einen kühlen Kopf bewahren, dementsprechend reagieren, Kompromisse schließen. Doch das allerwichtigste ist, ein Händchen im Umgang mit den verschiedensten Charakteren zu haben. 2015 habe ich den Großteil der Organisation an ADAC abgegeben habe. Ich kümmere mich nur noch um die Sponsoren. Der Kontakt mit Menschen hat mir in all den Jahren am meisten zugesagt, aus diesem Grund habe ich noch diesen einen Teil behalten.

Museum: Sie sind nun ja schon eine Weile bei der Rallye dabei – welche Ereignisse sind stark in Erinnerung geblieben. Woran erinnern Sie sich heute noch gerne?
KH: Da kommen in den 25 Jahren so einige zusammen. Was mich aber immer wieder berührt, ist die leidenschaftliche Teilnahme des legendären Örtchens Spechbach. Seit 2000 ist der Ort bei der Heidelberg Historic dabei und macht die Durchfahrt zu einem ganz besonderen Event. Das funktioniert nur so gut, weil Spechbachs Bürger mitziehen. Der gemeinnützige Verein, die „Nachsitzer“, sorgt für die Bewirtung der Besucher. Den Gewinn spenden sie dann der Spechbacher Grundschule.
Ein weniger schönes Ereignis war ein Unfall vor vier Jahren. Da stieß eine Rollerfahrerin mit einem NSU Prinz zusammen. In Zweiflingen bei Öhrigen fuhr sie in eine gesperrte Straße. Die Arme trug viele Brüche davon. Für sie selbst war aber das größere Unglück, dass sie als Oldtimerfan so ein Auto beschädigt hat.
Das mit Abstand schönste Ereignis war, dass Walter Röhrl 2009 erneut bei der Heidelberg Historic mitfuhr. Er fuhr einen Audi Sport-Quattro wie einst 1984, als er das erste Mal bei der „Schloss Heidelberg“ dabei war.  

Museum: Was glaube Sie, warum sind Menschen von Oldtimern so fasziniert?
KH: Ältere Menschen verbinden mit den Oldtimern in der Regel ihre Jugendzeit, da gab es vielleicht so ein Fahrzeug in der Familie oder man verbindet es mit einer schönen Erinnerung. Für junge Menschen sind die alten Autos so faszinierend, da sie ein solches Fahrzeug oftmals noch gar nicht gesehen haben und natürlich die teils abenteuerliche Technik.

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