Vor 50 Jahren mit dem Mondrover durch die Hadley-Apenninen – die Apollo 15 Mission

31. Juli 1971. Schauplatz: Die fast 4000 Meter hohen Apennin-Berge am Ostrand des Imbriumbeckens auf dem Mond. Astronaut David Scott, Kommandant der Apollo 15 Mission, lenkt das „Lunar Roving Vehicle“ – auch Mondrover genannt – durch die Mondlandschaft zum Rand der Hadley-Rille, eines gigantischen vulkanischen Kanals, der vor drei Milliarden Jahren von heißer Lava durchflossen wurde …

Apollo 15 war die vierte Landung auf dem Mond und gleichzeitig die erste der drei Apollo-Missionen vom Typ J, bei denen der Fokus verstärkt auf wissenschaftlichen Erkenntnissen liegen sollte.

Bereits im März 1970 wurde die Besatzung für die Mission bekanntgegeben. David Scott, der bereits mit Gemini 8 und Apollo 9 zwei erfolgreiche Raumflüge hinter sich gebracht hatte, war der Kommandant. Zum Piloten der Kommandokapsel „Endeavour“ wurde Alfred Worden ernannt, Pilot der Mondfähre „Falcon“ wurde James Irwin. Alle drei Astronauten waren Mitglieder der US-Luftwaffe. Im Zuge des erweiterten wissenschaftlichen Auftrags der J‑Missionen wurden die Astronauten in wesentlich umfassenderer Weise geologisch ausgebildet und bereits auf der Erde für ihre Aktivitäten auf dem Erdtrabanten auf mondähnlichem Gelände trainiert. Die „Falcon“ war eine verbesserte, rund eine Tonne schwerere Version ihrer Vorgängermodelle und erlaubte – in Kombination mit den optimierten Lebenserhaltungssystemen der Raumanzüge – den Astronauten, drei statt bisher zwei Tage auf der Mondoberfläche zu verbringen. Überdies verfügte das Servicemodul über eine hochwertige Ausstattung mit wissenschaftlichen Kameras und Geräten.

Mobil auf dem Mond mit dem Mondrover
Ein weiteres Novum: Zusammengeklappt in der Quad-1 Bay der „Falcon“ reiste der Mondrover mit. Das batteriebetriebene „Lunar Roving Vehicle“ war ein eigens entwickeltes, auf der Erde 210 kg schweres Leichtbaufahrzeug. Jedes der vier aus geflochtenem Klaviersaitendraht bestehenden Räder verfügte über einen eigenen Motor mit einer Leistung von 2,5 PS. Für die Astronauten bedeutete dies einen enormen Zuwachs an Mobilität auf der Mondoberfläche – ein Aktionsradius von ca. 10 km rund um die Mondfähre „Falcon“ war möglich.

Landung in den Bergen
Am 30. Juli, vier Tage nach dem Start im Kennedy Space Center, war es so weit: Apollo 15 befand sich wie geplant im Orbit des Mondes, David Scott und James Irwin koppelten die Mondfähre vom Raumschiff ab. Das ehrgeizige Landeziel der „Falcon“:  Ein Areal in den fast 4000 m hohen Apennin-Bergen in der Nähe der Hadley-Rille, eines gigantischen, vor 3 Milliarden Jahren von heißer Lava durchflossenen Canyons von 116 km Länge, 1000 m Breite und 400 m Tiefe am Ostrand des Mare Imbrium („Regenmeer“). Mit einer Sinkgeschwindigkeit von 2,0 Metern pro Sekunde und nach einer Kurskorrektur von Hand durch den Kommandanten setzte die Mondfähre um 23:16:29 Uhr MEZ auf der Oberfläche des Erdtrabanten auf. Nach etwas mehr als zwei Stunden kam es zur ersten und einzigen „Stand-up EVA“ der sechs Mondlandungen: David Scott, den Kopf mit angelegtem Raumanzug aus der Kopplungsluke herausgesteckt, fertigte mit einem 500er-Teleobjektiv erste Fotos von der Landestelle an und berichtete den Kollegen in Houston in bewegender Weise von seiner Rundum-Sicht.

Auf vier Rädern zur Hadley-Rille
Am folgenden Tag, 31. Juli, 14:12 Uhr MEZ, betrat Kommandant David Scott, gefolgt von James Irwin, dann die Mondoberfläche. Die beiden Astronauten machten sich an die Inbetriebnahme des Mondrovers. Dass zunächst nur die beiden Hinterräder des Gefährts lenkbar waren, tat ihrer Mission keinen Abbruch. Langsam fuhren sie eine Strecke von etwa einem Kilometer – manchmal abenteuerlich bei nur einem Sechstel Erdanziehungskraft! –, bis sie am Rand der Hadley-Rille angelangt waren. Weiter ging es dann bis zum noch zwei Kilometer entfernten Hadley-Delta, an dem Scott und Irwin wichtige Gesteinsproben vom Rand des Imbriumbeckens entnehmen konnten.

„Genesis Rock“
Noch größer war die geologische Ausbeute am nächsten Tag: Vier Kilometer südlich der Landestelle der „Falcon“ entdeckten Scott und Irwin einen weißen Felsbrocken, der sich als ein Stück Gestein von der ursprünglichen Mondkruste herausstellte. Schnell war dafür der Begriff "Genesis Rock" („Stein der Schöpfung“) gefunden. Weitere Gesteinsproben wurden von Felsen abgeschlagen und eine Vielzahl an Fotos aufgenommen, auch die dritte Exkursion, bei der es nochmals zum Rand der Hadley-Rille ging, war mit wichtigen Funden und Beobachtungen verbunden.

Zurück zur Erde
Insgesamt zwei Tage und knapp 20 Stunden verbrachten Scott und Irwin auf der Mondoberfläche. Am 2. August 1971 ließen sie schließlich den Mondrover zurück und traten den Rückflug an. Im Gepäck der Astronauten: 76,7 Kilogramm Proben. Der in der Kommandokapsel zurückgebliebene Alfred Worden hatte die Zeit genutzt, vom Orbit aus die Mondoberfläche mit einem speziellen Kamerasystem in der Außenwand des Servicemoduls zu fotografieren. Um die Filmkassetten mit dem wertvollen Fotomaterial von dort in die Kommandokapsel zu schaffen, verließ Worden am 5. August diese während des Rückflugs zur Erde für 39 Minuten und absolvierte damit den ersten Ausstieg (Deep Space EVA) aus der Kommandokapsel 320.000 Kilometer von der Erde entfernt – kurz nach dem Verlassen des Mondorbits.

Am 7. August 1971 wasserte Apollo 15 im Pazifik. Eine wissenschaftlich äußerst ertragreiche und innovative Raumfahrtmission, die vor allem den Geologen umfangreiche Erkenntnisse über Alter und Beschaffenheit der Mondgesteine bescherte, war damit erfolgreich beendet.

Zu sehen im Museum:
Im Technik Museum Speyer erinnern mehrere eindrucksvolle Exponate an die Apollo 15 Mission: Europas größte Ausstellung zur bemannten Raumfahrt „Apollo and Beyond“ zeigt auf der Ausstellungsfläche „Der Mond“ auf einer nachgebildeten Mondoberfläche eine 1:1-Nachbildung des Mondrovers „Lunar Roving Vehicle“, der nach Apollo 15 auch noch bei Apollo 16 und 17 zum Einsatz kam. Unangefochtenes Highlight dieses Ausstellungsbereiches ist der 3,34 Milliarden Jahre alte Mondstein, der von den Astronauten David Scott und James Irwin bei der zweiten Exkursion der Apollo 15 Mission von einem Basalt-Felsblock am Dune Krater abgeschlagen wurde und seit 2013 dem Museum von der NASA als Dauerleihgabe überlassen wurde.

(Bildquelle: Gerhard Daum)

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