Apollo 17 – die letzte bemannte Mondlandung

Als am 7. Dezember 1972 die Saturn-V-Rakete mit der Seriennummer SA-512 mit dem Apollo-Raumschiff (CSM-114) startete, war klar, dass es nach Apollo 17 für lange Zeit keine weitere bemannte Mondlandemission mehr geben würde. Eugene »Gene« Cernan war Kommandant dieser erfolgreichen letzten Mondlandung und hat sich bis heute als letzter Mensch mit seinen Fußabdrücken im Mondstaub »verewigt« …  

Mit der ersten bemannten Mondlandung 1969 hatten die Amerikaner das »Space Race« mit der Sowjetunion für sich entschieden. Weitere Mondmissionen waren gefolgt. Die Reduzierung der Budgets zwang die NASA jedoch zu Beginn der 1970er-Jahre, die Flüge 18, 19 und 20 des ursprünglich geplanten Apollo-Programms zu streichen. Apollo 17 wurde somit die letzte bemannte Mondlandemission.

Nachtstart in Florida
Zum Kommandanten der Crew wurde Eugene »Gene« Cernan ernannt, der sich bereits bei Apollo 10 im Mai 1969 dem Mond bis auf 14,5 km genähert hatte. Pilot der Kommandokapsel »America« war Ronald Evans. Mit dem Geologen Harrison »Jack« Schmitt flog erstmals ein Wissenschaftler mit zum Mond.

Am 7. Dezember, kurz nach Mitternacht, erhob sich die Saturn-V-Rakete von der Startrampe 39A im Kennedy Space Center zum ersten und einzigen Nachtstart in der Apollo-Geschichte in den nächtlichen Himmel Floridas.

Der Flug und die Mondlandung im Taurus-Littrow-Tal am Ostrand des Mare Serenitatis mit der Mondfähre (LM-12) »Challenger« klappten perfekt. Vier Stunden nach der Landung machten Cernan und Schmitt das mitgebrachte Lunar Roving Vehicle (LRV) startbereit und Cernan machte eine erste Testfahrt.

»Kaskoschaden« auf dem Mond …
Bei der ersten Exkursion (EVA-1) kam es jedoch zu einem Zwischenfall: An Station 1 wollte Gene Cernan wissenschaftliche Geräte und Werkzeuge aus dem Rover holen, seinen Geologenhammer trug er bereits in der Tasche am unteren rechten Bein seines Raumanzugs – mit dem Stiel nach oben. Dieser Stiel verhakte sich so unglücklich am Schutzblech (Fender) des rechten Hinterrades, dass der untere Teil des Fenders abbrach. Damit waren die beiden Astronauten bei der Fahrt nicht mehr ausreichend vor dem hochgeschleuderten Mondstaub geschützt. Nach einer unzureichenden ersten Reparatur mit Klebeband musste »Houston« Abhilfe schaffen: John Young, Kommandant von Apollo 16 und neunter »Moonwalker«, ertüftelte für seine Kollegen eine Reparatur mit Material und Teilen, die man an Bord der »Challenger« zur Verfügung hatte. Vier Geologiekarten, stabil gefaltet und mit Klebeband fixiert, wurden am nächsten Tag zu Beginn der EVA-2 mit Klammern als Verlängerung am noch verbliebenen Fenderteil befestigt – jetzt konnten die Exkursionen weitergehen!

Im Einsatz für die Mondforschung
Bei der EVA-1 wurde das ALSEP (Apollo Lunar Surface Exploration Package) an der Station 1 aufgebaut. Der Aufbau und die Aktivierung der unzähligen Experimente beanspruchten den Löwenanteil der zur Verfügung stehenden Zeit von etwas mehr als 7 Stunden.

Mit ihren geologischen Forschungsarbeiten – unter Verwendung des ALSEP und mit dem Sammeln von Gesteins- und Bodenproben – machten Cernan und Schmitt ihre Mission zur wissenschaftlich ertragreichsten im gesamten Apollo-Programm. Eine besonders spektakuläre Entdeckung machten die Astronauten während der EVA-2: »Ooh, hey, wait a minute«, rief Schmitt Cernan zu. Und dann – begeistert von dem, was er sah: »There is orange soil!« Schmittwar völlig überwältigt: »It´s all over! Orange!« Der »Orange Soil«, der dem Geologen auf der normalerweise nur aus Grautönen bestehenden Mondoberfläche sofort aufgefallen war, war zu orangefarbenen Glaskügelchen erstarrte titanreiche Lava, die bei Feuerfontänen ausgetreten war.

Drei Buchstaben im Mondstaub
Am Ende der EVA-3 befand Gene Cernan sich etwa 1 Meile von der »Challenger« entfernt, um dort final den Lunar Rover zu parken. Hier kam ein Moment, in dem der »Moonwalker« als Mensch und Vater kurz innehielt: Cernan kniete sich auf den Mondboden und »schrieb« mit einem Finger die Initialen »TDC« seiner Tochter Tracy (Teresa Dawn »Tracy« Cernan) in den Mondboden. Mittlerweile sind 50 Jahre vergangen, und immer noch sind diese Initialen unberührt im Mondstaub.

Abschied für lange Zeit
Am 14. Dezember 1972 kletterte Jack Schmitt die Leiter der »Challenger« hinauf. Gene Cernan folgte ihm, um mit der Oberstufe der Mondfähre zur Kommandokapsel »America« zu fliegen, die Gesteins- und Bodenproben umzuladen und dann zur Erde zurückzukehren. Noch im Mondstaub stehend, sprach Kommandant Gene Cernan folgende Worte: »[…] Und wenn wir den Mond von Taurus-Littrow verlassen, verlassen wir ihn so, wie wir gekommen sind und so Gott will, so wie wir zurückkehren werden, in Frieden und Hoffnung für die gesamte Menschheit. Viel Glück für die Besatzung von Apollo 17«. Gene Cernan war bis heute der letzte Mensch, der den Mond verlassen hat. Am 19. Dezember 1972 wasserte Apollo 17 sicher im Pazifik.

Mission mit Rekorden
Cernan und Schmitt verbrachten insgesamt 3 Tage, 2 Stunden, 59 Minuten und 40 Sekunden und davon 22 Stunden und 3 Minuten außerhalb der Mondfähre (LM) »Challenger« während der drei Exkursionen (EVAs) auf der Mondoberfläche. Sie legten 35,9 km mit dem LRV zurück und transportierten 110,4 kg Mondgestein zur Erde. Apollo 17 war die längste Apollo-Mission.

Zu sehen im Museum:
Europas größte Ausstellung zur bemannten Raumfahrt »Apollo and Beyond« im Technik Museum Speyer zeigt auf der Ausstellungsfläche »Der Mond« auf einer nachgebildeten Mondoberfläche Nachbildungen der Raumanzüge, wie sie von Cernan und Schmitt bei Apollo 17 getragen wurden, sowie eine 1:1-Nachbildung des Mondrovers »Lunar Roving Vehicle«. Am Fahrzeug sind – ebenfalls jeweils als Nachbildung – auf dem Boden der abgebrochene Teil des Fenders sowie die provisorisch am noch fest verbliebenen Fender angebrachte geologische Landkarte zu sehen.

Auf der Apollo-Plattform vermitteln überdies Gene Cernans goldene Flightsuit und Flight Jacket, mehrere originale Mondkarten vom Taurus-Littrow-Landegebiet und weitere Exponate einen authentischen Eindruck von der letzten Apollo-Mondlandemission.

Autoren: Heidi Debschütz und Gerhard Daum
Fotos: NASA/Gerhard Daum

Haftungshinweis zur Richtigkeit + Copyright

Die in diesem STORIES-Bereich erzählten Geschichten und Berichte geben ausschließlich die Meinung und Sichtweisen der jeweiligen Autoren wider. Bitte beachten Sie, insbesondere bei Berichten zu unseren Museumsveranstaltungen, dass verbindliche Informationen (z.B. zu den Öffnungszeiten, Eintrittspreisen und Programmpunkten), ausschließlich auf der offiziellen Museumwebsite www.technik-museum.de veröffentlicht sind.
Bitte beachten Sie ferner, dass die in diesem Bereich veröffentlichten Bilder, Texte und Videos dem Copyright der jeweiligen Autoren und/oder dem Museum unterliegen und ohne Genehmigung nicht verwendet werden dürfen.


Über Neuigkeiten auf dem Laufenden bleiben
Wir empfehlen unseren Museumsnewsletter per E-Mail zu abonnieren. Am Ende eines jeden Newsletters informieren wir über neue Geschichten, somit verpassen Sie keinen Artikel. Alternativ können Sie auch einen RSS-Feed abonnieren:
Newsletter abonnieren RSS-Feed (Reader erforderlich)