Teil 2: Mit der dicken Rosi und dem Alperer durch die Welt
Eure Maschinen haben interssante Namen – wie kam es dazu?
Bea: Helles Transalp heißt (die weiße) „Alperer“. Der Grund ist der, dass das Motorrad vom Vorbesitzer (und guten Freund) bereits den Namen erhielt und Helmut diesen einfach weiterführen wollte. Mein Motorrad heißt „Dicke Rosi“. Rosi ist gleichzeitig auch so eine Art Spitzname/Kosename von mir, den mir Helle irgendwann mal gegeben hat. Und da das Motorrad im Zuge des Weltreiseumbaus von ihm einen Tank mit mehr Volumen und damit Größe verpasst bekommen hat, kam der Motorradname „Dicke Rosi“ (dick wegen großem Tank, Rosi wegen Beas Spitznamen) zustande.
Warum habt Ihr Euch ausgerechnet für diese wassergekühlten Honda Transalps entschieden und keine vollausgestatte BMW GS, das Nonplusultra-Reisemotorad?
Helle: Der Grund hierfür war einfach. Ich hatte bereits eine Transalp. Sie war eine Art Scheunenfund, total heruntergekommen. Ich habe sie dann restauriert. Die Maschine war zwar etwas älter, aber dafür robust. Generell sind diese günstiger zu erwerben. So haben wir für Bea auch eine Honda gekauft.
Welche Vorteile haben diese Maschinen im Vergleich zu einem Highend-Motorrad?
H: Unterwegs trafen wir ja viele Reisende. Die, die ebenfalls mit einer Transalp oder einem älteren Motorrad unterwegs waren, konnten wir an zwei Händen abzählen. Der Rest war wirklich auf nagelneuen Motorrädern unterwegs, so bis max. fünf Jahre. Mit Sicherheit gibt es welche mit besseren Fahrwerken und auch wesentlich spaßigeren Motoren als unsere. Da hat man auf jeden Fall mehr Fahrspaß. Wenn man z. B. in den Anden ist, wo es auf vier oder fünf tausend Metern hochgeht, da ist der Einspritzer deutlich besser als ein Vergaser. Eine Transalp ist weder sonderlich übermotorisiert noch spektakulär, dafür aber zuverlässig. Die Technik ist simpel und man kann die Maschinen theoretisch überall reparieren. Größere Probleme hatten wir aber nie gehabt. Es ist oftmals gar nicht möglich gewesen, schnell zu fahren. Von daher haben uns die Transalps über die langen Strecken gereicht. Wir haben es nicht vermisst, mehr Leistung zu haben. Trotzdem würde ich heute wahrscheinlich mit einem neueren Motorrad losfahren, zum Beispiel eine Yamaha Ténéré 700 mit 70/80 PS. Einfach vom Spaßfaktor her.
Kette- oder Kardanantrieb – was wäre hierfür besser?
H: Von der Einfachheit her würde ich tatsächlich Kette bevorzugen. Lässt sich überall reparieren. Wir hatten auch nie Probleme mit der Kette gehabt. Klar, irgendwann ist auch diese verschlissen. Aber sie hat trotzdem lange durchgehalten. Beim Kardenantrieb hat man keine Arbeit mit. Aber: Wenn dieser mal kaputt ist, dann wird’s teuer und man braucht eine Werkstatt.
Wenn es doch technische Probleme gab, wie habt Ihr sie gelöst?
H: Zu Beginn war meine Transalp nackt. Ich habe sie komplett selbst aufgebaut. Daher kenne ich jede einzelne Schraube. Neben einem großen Repertoire an Werkzeugen habe ich auch Ersatzteile für gängige Schwachstellen mitgenommen. Ansonsten mussten wir die Teile vor Ort auftreiben oder aber von zu Hause schicken lassen. Es war eine reine Organisationssache. Wenn wir wussten, wir sind in vier Wochen irgendwo bestimmtes, dann habe ich die Sachen bestellt. Das betraf vor allem die planbaren Verschleißteile, wo es klar war, dass diese in wenigen Wochen ausgetauscht werden müssen. Da ich selbst alles reparieren konnte, waren wir auch kaum in einer Werkstatt.
B: Außer beim Schweißen. Denn speziell am Anfang ist der Heckgepäckträger, wo die Alu-Koffer montiert waren, ein paar Mal gebrochen. Die Piste war zu schlecht und wir natürlich heillos überladen.
Was war der größte Schaden unterwegs?
H: In Australien hatten wir so eine Spritthematik. Da der feine Sand sich in den Tanks ablagerte und dann zu Problemen mit dem Vergaser führte. Aber sonst war das größte Problem die Kupplung von Bea´s Bike, die sie in der Wüstenregion Chiles aufgearbeitet hat. Bei 40/50 km/h bergauf schoss der Drehzahlmesser zwar immer mehr in die Höhe, Beas Motorrad aber nicht. Und in den Anden geht es ja immer bergauf und -bergab. Da mussten wir schon vor Ort Teile aufbringen. Ich konnte dann durch ein Provisorium das alles ganz gut lösen, so dass es viele Tausend Kilometer hielt. Bis uns dann die Eltern eine Ersatzkupplung geschickt haben. Ein richtiges Ersatzteil konnten wir weder in Argentinien noch in Chile auftreiben. Es ist oftmals so ein Thema: Wenn es in manchen Regionen ein bestimmtes Motorrad-Modell nicht gibt, dann gibt es dafür auch keine Ersatzteile.
Wie viele Kilometer habt Ihr insgesamt zurückgelegt?
H: 155 Tausend waren es auf der Reise.
Wie viele Reifen hat Euch diese Tour gekostet?
H: Es müssten zehn Sätze pro Motorrad gewesen sein. Wir hatten mit deutlich weniger gerechnet.
Wie viel Benzin habt Ihr verbraucht? (hier wurde der Taschenrechner gezückt)
H: ca. 7 Liter auf 100 km (vollbeladen): pro Motorrad ca. 10/11 Tsd. Liter.
Welche Teile mussten am häufigsten ausgetauscht werden?
H: Die Reifen gefolgt von Bremsbelägen und Kupplung.
Wie oft habt Ihr Eure Maschinen umgeworfen?
B (lacht): Unzählbar! Ich habe es sogar einmal geschafft, dass beide Spiegel bei einem Sturz kaputt waren – das muss man erst einmal schaffen. Ist alledem geschuldet, dass ich anfangs einfach wenig Fahrpraxis hatte, wenig Geländeerfahrung. So ein gepacktes Reisemotorrad hat halt ein gewisses Gewicht. Ich hatte lange Zeit damit zu kämpfen.
H: Ja, die beide Spiegel kaputt waren, da war ich schon beeindruckt. Die Reifen oben und die Spiegel unten, da es kopfüber in einen Graben reinfiel.
Welche Route hat Euch am meisten abverlangt?
H: Richtig fordernd war die Mongolei. Da wir zum einen richtig überladen waren und zum anderen bei der Bea kaum Fahrpraxis da war. Wir dachten damals eben „learning by doing“. Da war ein streckenmäßig so anspruchsvolles Land wie die Mongolei nicht der beste Start.
Welches Land war vom Verkehr her am schlimmsten?
H: Rein vom Wahnsinn der Fahrer her - auf jeden Fall Peru. Weniger wegen der Verkehrsdichte. Da ist schon viel los. Man wird da aber viermal am Tag fast umgebracht.
B: Es waren relativ viele rücksichtslose Fahrer, die auch Motorradfahrer nicht als Verkehrsteilnehmer sehen. Wenn ein Auto oder ein Bus angefahren kommt, dann hat man da zu weichen. In Thailand und Indonesien gab es auch viel Verkehr und es war ebenfalls chaotisch – trotzdem fließender und gesittet.
... to be continued!
Welche Länder sie überraschten, was die beiden über sich selbst gelernt haben und warum eine Schweinejagd das ganze Unterfangen um ein Haar beendet hätte, erfahren Sie im 3. Teil.
Den ausführlichen Reiseblog und alle nützlichen Infos rund um das Thema „Weltreise mit einem Motorrad“ gibt es auf Beas und Helles Seite „Time to Ride“.
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