Wir bringen den T nach Hause

Ein Abenteuer von Sinsheim nach Corvara

Am Freitag vor Pfingsten starteten wir, meine Mutter und ich, in Sinsheim um meinen T (Ford Model T Speetster, Bj. 1924) auf Achse nach Hause zu überführen. Mein Vater begleitete uns mit seinem Alltagsauto und transportierte unser Gepäck, Ersatzteile, Öl und Werkzeug. Die Fahrt führte uns über kleine und kleinste Landstraßen Richtung Göppingen und von dort weiter über die Schwäbische Alb (Europäische Wasserscheide).

Es begann zu regnen und deshalb hielten wir in einem kleinen Dorf zum Mittagessen.

Es war schon relativ spät. Trotzdem waren die Wirtsleute so nett, uns etwas Warmes zum Essen vorzubereiten. Wir hofften, dass der Regen in der Zwischenzeit nachgelassen hätte. Leider war das eine schwache Hoffnung und wir mussten deshalb duschend weiterfahren. Trotzdem genossen wir die schöne Landschaft, der uns unbekannten Schwäbischen Alb. Hinter Ulm gerieten wir auf die 4-spurig ausgebaute B10, das war überhaupt nicht angenehm. Deswegen verließen wir sie an der ersten möglichen Ausfahrt. Wir kamen in die Fuggerstadt Weißenhorn, nass bis auf die Knochen. Trotzdem war der erste Teil unserer Reise ein schönes Erlebnis! Um uns von den Strapazen der Reise zu stärken, genossen wir abends eine köstliche Schweinshaxe. Wir übernachteten in einer kleinen Frühstückspension. Das kleine Städtchen Weißenhorn besteht aus vielen historischen Gebäuden und ist wirklich einen Besuch wert. Am nächsten Morgen führte uns die Reise anfangs in der Ebene durch das schöne Allgäu, Richtung Kempten. Links und rechts liegen weite Wiesen und dichte Wälder.

Wir fuhren an Bauernhöfen und kleinen Dörfern vorbei. Wir trafen auch auf die eine oder andere Burgruine.

Der Weg brachte uns nach Sondhofen und von dort nach Bad Hindelang. Dort beginnt der Anstieg auf das Oberjoch. Die Straße ist sehr gut führ Oldtimer geeignet, da die Steigung nicht besonders steil ist. Der T bewältigt die 105 Kurven aufs Oberjoch im höchsten Gang. Am Oberjoch bogen wir rechts ab ins Tannheimer Tal. Kurz vor der Grenze zu Österreich hielten wir zu einem Mittagessen. Nach Nässelwängle beginnt der Abstieg ins Lechtal. Wir fuhren das Lechtal aufwärts ins Bschlabertal. Dort beginnt dann der anspruchsvolle Aufstieg zum Hanten Joch. Nur für die allersteilsten Stellen brauchten wir den 1. Gang. Die Passhöhe war komplett von Käferfahrenden Touristen zugeparkt. Die meisten dieser modernen Dinger haben einen 6-zylindrigen Boxermotor im Heck. Leider konnten wir deshalb kein schönes Erinnerungsbild machen!

Der Großteil der Abfahrt Richtung Imst im Inntal erfolgte in der 1. Fahrstufe. Auf diese Art konnte ich die Bremsen schonen.

Die Weiterfahrt im Inntal war sehr angenehm, da das Verkehrsaufkommen sehr gering war. Deshalb konnten wir gut Strecke machen. Kurtz vor Innsbruck bogen wir rechts ab, um unser Hotel in Mutters zu erreichen. Leider war die von uns gewählte Straße dorthin sehr steil! Eigentlich wollten wir es am Abend die letzten Kilometer etwas gemütlicher angehen lassen. Es war ein langer Fahrtag und wir waren alle relativ erschöpft. Der Fahrtwind, die Sonne, früh morgens ein leichter Nieselregen und vor allem die Emotionen hatten uns sehr zugesetzt. Nach einem vorzüglichen Abendessen fielen wir ins Bett und alle vier (T inbegriffen) landeten in der Welt der Träume. Die Weiterreise am nächsten Morgen war nur mehr ein Klacks, wir saßen sie auf der linken Arschbacke ab. Von Mutters über die Brenner Bundesstraße überholten wir sogar bergauf eine moderne C-Klasse. Der Fahrer: eindeutig kein Einheimischer. Von Brennerpass südwärts wurde die Temperatur angenehmer und der Himmel war auch blauer, da keine Wolken in Sichtweite wahren. Vom Eisacktal bogen wir links ab ins Pustertal. Dort, gleich auf der linken Straßenseite, befindet sich eine berühmte Raststätte, endlich bekommt mein Vater einen vorzüglichen Cappuccino. Eigenartig: Nach dem Kaffee war er nicht mehr so nervös. Die Fahrt durchs Pustertal und dann die Weiterfahrt durch das Gadertal verliefen problemlos. Ein kleiner Mittagsstop in Pederoa, damit meine Mutter nicht kochen musste, und dann ging es schon weiter noch Corvara, ans Ziel unserer Reise.
Ich hatte aber noch nicht genug. Ich wollte noch unbedingt die vier Pässe rings um den Sellastock befahren … meine Mutter weigerte sich aber strikt. Somit musste ich mich mit einem Foto auf halber Höhe des Campolongo Passes, mit dem Sassongher, dem schönsten Berg der Welt, im Hintergrund, zufriedengeben.

Fahrtstrecke:
1. Tag 248  km
2. Tag 271 km
3. Tag 128 km

Außer tanken, Öl- und Wasserstand kontrollieren, zwei sich losvibrierenden Kotflügel erfolgte die Reise problemlos.

Corvara, Juni 2022
Luca

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