Gene Cernan in Speyer: Die »Museumsstory«

50 Jahre ist es mittlerweile her, dass der Astronaut Eugene »Gene« Cernan als Kommandant der Apollo 17 Mission zusammen mit Harrison »Jack« Schmitt mehr als drei Tage auf dem Mond verbrachte. Er war der elfte Mensch, der den Mond betreten, und bis heute der letzte, der ihn verlassen hat. Der berühmte Astronaut war mit dem Technik Museum Speyer auf eine ganz besondere Weise verbunden …

Gene Cernans Besuch vom 1. bis 3. Juni 2013 war für das Technik Museum Speyer ein bedeutendes Ereignis: Genau am 2. Juni wurde im Museum – gleichzeitig mit der Einweihung des neuen Ausstellungsbereiches »Der Mond« – der Mondstein mit der Nummer 15499,67 in der Ausstellung »Apollo and Beyond« willkommen geheißen. Cernan höchstpersönlich nahm den Mondstein von Gerhard Daum, Direktor und Kurator von »Apollo and Beyond« in Empfang und übergab ihn dann weiter an Museumspräsident Hermann Layher.

Dass es an diesem besonderen Tag zu diesem besonderen Moment kam, ist vor allem Gerhard Daum zu verdanken, der den Apollo 17 Kommandanten schon seit langer Zeit kannte: »Im März 1993 habe ich Gene bei der Induction der Gemini-Astronauten in die Astronaut Hall of Fame in Cape Canaveral zum ersten Mal persönlich getroffen«, erinnert sich der Direktor von »Apollo and Beyond«. Es folgte eine Vielzahl weiterer Zusammenkünfte, bei denen immer wieder einmal von einem Besuch Cernans in Deutschland die Rede war. Im Dezember 2012 wurde es schließlich ernst. Gerhard Daum: »Ich war damals bei der Feier zum 40. Jubiläum von Apollo 17 in Cape Canaveral. Kommandant Gene Cernan war an diesem Abend natürlich der Ehrengast.«

»Mond«-Planungen …
Der Moment, so Gerhard Daum, konnte günstiger nicht sein: »Im Technik Museum Speyer waren meine Planungen und Arbeiten für den neuen Ausstellungsbereich >Der Mond< innerhalb von >Apollo and Beyond< in vollem Gange. Meine Vorstellung war es, dort einen Bogen von der ersten zur letzten Mondlandung zu spannen. Das Highlight darin sollte ein Mondstein von Apollo 15 als Dauerleihgabe der NASA werden. Bereits im August 2012 hatte ich von der NASA die Zusage dafür erhalten.« Die Idee, dass der »Moonwalker« Gene Cernan diesen Mondstein bei der Eröffnung des neuen Ausstellungsbereichs übergeben würde, war zum Greifen nahe … Gerhard Daum legte dem weltberühmten Astronauten in Cape Canaveral ein Konzept eines Deutschlandbesuches vor, das er zusammen mit dem DLR durchführen wollte. Cernan war sehr interessiert, und so wurde ein Besuch vom 1. bis 5. Juni 2013 geplant. 

Besuch in Deutschland
Als Gene Cernan am 1. Juni 2013 morgens am Flughafen Frankfurt ankam, wartete ein stattlicher Maybach 62 aus dem Museum Sinsheim auf ihn, chauffiert von seinem Gastgeber Gerhard Daum. »Gerhard, what the hell is this?«, entfuhr es dem 79‑jährigen »Moonwalker« mit seiner tiefen, kräftigen Stimme. Gerhard Daum freut das noch heute: »Gene ist zweimal zum Mond geflogen und hat Präsidenten und Könige kennengelernt. Es war für mich faszinierend, dass man ihm mit so einer Überraschung noch so viel Freude bereiten konnte.«

Mit seinem Vortrag am 2. Juni 2013 im ausverkauften FORUM des Museums begeisterte Cernan die Besucher. Am Ende der Veranstaltung überreichte er Gerhard Daum eine seiner goldenen Flightsuits aus dem Training sowie die so genannte »Recovery Cap« die er nach der Wasserung im Pazifik beim Verlassen des Helikopters auf dem Flugzeugträger »USS Ticonderoga« getragen hatte.

Danach wurde der neue Ausstellungsbereich »Der Mond« von Gene Cernan, dem Museumspräsidenten Hermann Layher sowie Ausstellungsleiter Gerhard Daum feierlich eröffnet. Höhepunkt war die Übergabe des Apollo 15 Mondsteins 15499,67, eines 3,34 Milliarden Jahre alten Basalt von der zweiten Exkursion der Apollo 15 Mission am 1. August 1971. Wie der Mondstein ins Museum kam, darüber erzählt Herr Daum in der „Mondstein-Story“.

Gene Cernan war sehr angetan von dem Bereich »Der Mond« und sagte spontan »This is much better than the National Air & Space Museum in Washington«. Zusammen mit Gerhard Daum nahm er Platz im Lunar Rover – einer der Höhepunkte in der Geschichte des Museums.

Museumspräsident Hermann Layher ließ es sich überdies nicht nehmen, seinen Ehrengast am späten Nachmittag mit einem Mercedes Cabrio 680 S von 1928 zu einer »irdischen« Fahrt zu einem gemeinsamen Dinner durch den Kraichgau zu chauffieren.

Nach dem Besuch der beiden Technik Museen ging die Reise, begleitet von Gerhard Daum, weiter nach Berlin. Am DLR-Institut für Planetenforschung, an der Technischen Universität Berlin sowie in der US-Botschaft hielt Cernan jeweils einen Vortrag, es folgten weitere Termine wie beispielsweise ein Besuch des Deutschen Bundestages und ein Treffen mit Bundestagsabgeordneten und Vertretern des DLR-Vorstands.

Da die Nachricht von der Anwesenheit eines »Moonwalkers« sich schnell bei der Berliner Presse herumgesprochen hatte, kam es überdies auf Anfrage einer bekannten Tageszeitung zu einem Fotoshooting vor dem Brandenburger Tor.

»Memories«
Gene Cernan starb am 16. Januar 2017. Als bislang letzter Mensch, der den Mond verlassen hat, und als ein Mensch mit unglaublicher Strahlkraft und Persönlichkeit wird er der Welt unvergesslich bleiben. Gerhard Daum, der mit Cernan freundschaftlich verbunden war, kann auf viele persönliche Erinnerungen und Erlebnisse mit ihm zurückblicken:

»Am 29. Juni 1995 war ich nach dem Start der STS-71 Space Shuttle Mission der Raumfähre >Atlantis< in Houston, um im Johnson Space Center (JSC) die Mission weiter zu verfolgen. Als ich am frühen Abend im Büro des JSC an der Empfangstheke, allein mit zwei Mitarbeitern, einige Ordner mit Pressefotos durchsah, betrat ein Mann mit weißgrauen Haaren das Büro. Ich erkannte ihn sofort. Er drehte sich zu mir und stellte sich vor: >I‘m Gene Cernan.< Ich erwiderte spontan: >I‘m Gerhard Daum.< Der Apollo 17 Kommandant Gene Cernan hat die Rangfolge-Regeln ignoriert und sich mir als Erster vorgestellt – freundlich, unprätentiös und bodenständig, fern von jeder Eitelkeit und Arroganz. Das war ein Moment, den ich nie vergessen werde« … und der Beginn einer Freundschaft, die von Herzlichkeit und gegenseitiger Wertschätzung geprägt war. Dies wurde in einem Erlebnis besonders deutlich: Im September 2014, beim gemeinsamen Dinner mit Cernan und seiner Assistentin in einem renommierten und traditionsreichen Steakhouse in Houston, »ernannte« Gene Cernan Gerhard Daum kurzerhand zum »Honorarian Texan« – stilecht mit Halstuch und einem Stetson Cowboyhut. Eine humorreiche und sehr freundschaftliche »irdische« Geste.

Nach dem Tod Cernans im Jahr 2017 traf Gerhard Daum im Juli 2018 bei einem Raumfahrtevent in Tucson, Arizona, Cernans erste Ehefrau Barbara und seine Tochter Tracy, deren Initialen der Astronaut bei Apollo 17 in den Mondstaub geschrieben hatte. (Mehr dazu gibt es in der Story: Apollo 17 - die letzte bemannte Mondlandung). Gerhard Daum: »Tracy berichtete mir, dass Gene mit großer Begeisterung erzählt hat, was er 2013 mit uns und den beiden Museen erlebt hat.«

Im Technik Museum Speyer ist Gene Cernan auf dem Areal der derzeit insgesamt 7 Astronauten-Autogrammtafeln neben 60 weiteren Astronauten und Kosmonauten (Stand Dezember 2022) mit seinem Apollo-Astronautenportrait, signiert am Tag seines Besuchs in Speyer, sowie mit persönlichen historischen Gegenständen in der Ausstellung »Apollo and Beyond« verewigt.

Autoren: Heidi Debschütz und Gerhard Daum
Fotos: NASA/Gerhard Daum

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