Hugo Junkers und die „Tante Ju“

Am 11. September 1930, also vor 95 Jahren, erhob sich die damals einmotorige Junkers „Ju 52“ zu ihrem Erstflug in die Lüfte – ein Flugzeug, das später in seiner dreimotorigen Ausführung als „Tante Ju“ weltberühmt werden sollte. Vor 90 Jahren starb überdies Hugo Junkers, ein wichtiger Pionier der Luftfahrt, in dessen Unternehmen das Flugzeug entwickelt wurde. Beides zusammen erinnert an ein hochinteressantes Kapitel der Luftfahrtgeschichte!

Hugo Junkers wurde 1859 in Rheydt (heute Stadtteil von Mönchengladbach) geboren. Nach seinem Maschinenbaustudium wurde er zunächst technischer Direktor in der väterlichen Textilfabrik, schon bald aber verlagerte sich sein Interesse zum Thema Gasmotoren. Er arbeitete bei einer Firma in Dessau, die Gasmotoren entwickelte, gründete ein Ingenieurbüro und – ebenfalls in Dessau – 1895 die Firma Junkers & Co., die Durchlauferhitzer und Gasdruckregler produzierte. Das Unternehmen, bekannt vor allem durch die beliebte so genannte „Volkstherme“, wurde Anfang der schwierigen 1930er-Jahre von Bosch übernommen und der Name Junkers als Marke dort bis 2019 weitergeführt. Das ist aber eine andere Geschichte …

Der Weg zum Flugzeug aus Metall
1897 wurde Junkers zum Leiter des neu etablierten Maschinenlaboratoriums an der TU Aachen. Dort lernte er Hans Reißner, Professor für technische Mechanik, kennen, und forschte mit diesem ab 1909 an den Grundlagen der Luftfahrt. Nachdem Junkers sich bereits 1910 einen Entwurf für einen Nurflügler hatte patentieren lassen, bauten die beiden Ingenieure zusammen ein Flugzeug, für das Junkers die Wellblechflügel herstellte. Normalerweise waren die damaligen Flugzeuge noch aus Holz, Junkers war sich sicher, dass Metall der wegweisende Werkstoff für die Luftfahrt war.  1911 kehrte Junkers wieder nach Dessau zurück. Während des Ersten Weltkriegs musste er die Produktion auf kriegsrelevante Produkte umstellen, gleichzeitig widmete er sich intensiv der Fertigung von komplett aus Metall bestehenden Flugzeugen. 1914 erhielt er schließlich den Auftrag für die Entwicklung eines Ganzmetallflugzeugs. Die J1 startete am 12. Dezember 1915 zum Erstflug.

Ganzmetallflugzeuge für zivile Luftfahrt und Militär
Es folgten weitere Modelle, das schwere Eisenblech wurde durch strukturfestes Duraluminium ersetzt. Zusammen mit dem Flugzeughersteller Fokker baute Junkers ab 1917 Militärmaschinen, z.B. das Ganzmetall-Kampfflugzeug J.I., die Fusion wurde aber 1919 beendet. Die Junkers F13, gebaut als Ganzmetall-Kabinen-Verkehrsflugzeug von Konstrukteur Otto Reuter, erreichte am 13. September 1919 mit 8 Personen an Bord einen Höhenweltrekord von 6 750 Metern. Die Junkers G38, 1929 von Hugo Junkers und Ernst Zindel gebaut, galt damals als das größte Linienflugzeug seiner Zeit.

„Tante Ju“ erobert den Himmel
1930 wurde schließlich die von Junkers Chefkonstrukteur Ernst Zindel entwickelte Ju 52 (später Ju 52/1m genannt) in Betrieb genommen. Zunächst mit nur einem Motor (Junkers-L88-V12-Motor, 588 kW) sowie mit den patentierten Junkers-Doppelflügeln ausgestattet, startete sie ihren Erstflug am 11. September 1930 mit Junkers-Chefpilot Wilhelm Zimmermann mit der Bezeichnung Ju 52ba. Zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit erhielt die Maschine später drei Motoren und wurde Ju 52/3m genannt. Als „Tante Ju“ wurde das vielseitige, zuverlässige Flugzeug für Personen- oder Frachttransport, das am 7. März 1932 seinen Erstflug hatte, weltberühmt und war vor allem in den 1930er- und 1940er-Jahre eine der beliebtesten Transportmaschinen.

Die schweren 1930er-Jahre
Die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre war für Hugo Junkers und auch für seine Flugzeug- und Triebwerksfirmen mit großen finanziellen Herausforderungen verbunden – doch er überstand diese schwere Zeit. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, drängten diese den intellektuellen, genialen Ausnahmeingenieur aus seinen Führungspositionen in den Unternehmen und zwangen ihn, viele seiner eigenen Patente an die Firmen zu überschreiben. Hinzu kamen Hausarrest, eine Ausweisung aus der Stadt, die Untersagung, sich fortan mit Flugzeugen und Motorenbau zu beschäftigen, und ein Betretungsverbot für seine Firmen. Junkers, der in Dessau viele Kontakte zu den Bauhaus-Künstlern gepflegt hatte, verlegte sich nun auf den Metallhausbau und gründete in München die „Forschungsanstalt Professor Hugo Junkers GmbH“, doch seine Gesundheit litt immer mehr. Am 3. Februar 1935 starb der Flugpionier.

Zu sehen in den Technik Museen Sinsheim Speyer:
Gleich zwei „Tante Jus“, also Junkers Ju 52/3m, sind in der Flugzeugsammlung des Technik Museum Sinsheim ausgestellt. Eine der beiden Maschinen ist mit einem militärischen Tarnanstrich versehen, wie er z.B. in Russland bei der Schlacht um Stalingrad verwendet wurde. Das zweite Flugzeug, oberhalb vom Flight Deck Restaurant im Freien platziert, hat eine Lackierung, wie sie bei den Passagierflugzeugen der Lufthansa üblich war. Man kann diese Maschine von innen besichtigen!  Zwei weitere Junkers Ju 52/3m sind im Technik Museum Speyer zu sehen.

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