Sein Name ist untrennbar mit der Geschichte des Automobils verbunden: Vor 190 Jahren, am 10. Juni 1832, wurde Nicolaus August Otto in Holzhausen auf der Haide im Taunus geboren. Sein Leben fing nicht gerade einfach an: Otto war das jüngste von sechs Kindern in einer Land- und Gastwirtsfamilie. Noch im Jahr seiner Geburt verlor er seinen Vater und wuchs als Halbwaise auf. Zunächst sah es so aus, als wäre ihm ein Leben im kaufmännischen Berufsfeld bestimmt: Nach seiner dreijährigen Kaufmannslehre arbeitete er als Handelsvertreter für Kolonialwaren, zunächst in Frankfurt am Main, dann in Köln.
Von den Kolonialwaren zum Viertaktmotor …
Wie kam der junge Handelsvertreter nun von den Kolonialwaren zum Viertaktmotor? Die technische Inspiration begann mit der Erfindung eines gebürtigen Belgiers: Im Jahr 1859 hatte der Elektroniker Étienne Lenoir einen Verbrennungsmotor konstruiert, eine „Gasmaschine“, die sich der Explosivkraft von Leuchtgas bediente, um einen Kolben zu treiben. Im Verhältnis zum hohen Gasverbrauch war die Leistung dieses Gasmotors allerdings gering. Der junge Otto wollte diese neue „Gasmaschine“ weiterentwickeln. Nach anfänglichen Arbeiten mit seinem Bruder Wilhelm stellte er mit dem Kölner Mechaniker Michael J. Zons Experimente mit einer Viertaktvariante an, bei der der Treibstoff vor seiner Entzündung in einem zusätzlichen Takt verdichtet wurde. Immer mehr konzentrierten seine Ergebnisse sich auf die Idee eines Viertaktprinzips: Ansaugen, Verdichten, Verbrennen und Ausschieben / Auspuffen des Gases. Damit war die gedankliche Basis für den Viertaktmotor gelegt – doch die Umsetzung bereitete noch Probleme. Ab 1862 gab Otto seine Tätigkeit als Handelsvertreter auf. Mit dem Polytechniker Eugen Langen gründete er am 31.3.1864 die N.A. Otto & Cie.
Goldmedaille in Paris
Zunächst stand für die beiden Kompagnons die Weiterentwicklung der atmosphärischen Gaskraftmaschine im Vordergrund – und sie hatten Erfolg. 1867 konnten Otto und Langen auf der Pariser Weltausstellung einen Prototyp präsentieren, der mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Der entscheidende Sprung nach vorne war bei diesem Motor, dass er nur ein Drittel der bislang benötigten Gasmenge verbrauchte. Nun galt es, der steigenden Nachfrage nachzukommen. In Zusammenarbeit mit mehreren Investoren gründeten Langen und Otto 1872 die „Gasmotoren-Fabrik Deutz Aktiengesellschaft". Als technische Leiter wurden zwei Persönlichkeiten eingestellt, von denen man später noch sehr viel hören sollte: Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach – ein Rendezvous der Automobilgeschichte! Die kaufmännische Leitung des Unternehmens oblag Nicolaus Otto, der sich ab 1875 wieder seiner Idee des Viertaktermotors zuwandte.
„Ottos neuer Motor“ startet durch
Was zuvor nicht gelungen war, konnte nun – zusammen mit dem Konstrukteur Franz Rings – von Otto erfolgreich verwirklicht werden. Der Premierenlauf des neuen Viertaktmotors war Anfang März 1876, noch im selben Jahr konnte die Deutz AG einen Patentantrag einreichen – das Patent wurde im August 1877 als Reichspatent Nummer 532 vergeben. Damit war der Durchbruch für Ottos Motor geschafft, der eine wesentliche Basis der darauffolgenden Kolbenmotoren bildete. Auf der Pariser Weltausstellung 1878 feierte „Ottos neuer Motor“ einen riesigen Erfolg und ging unter 75 präsentierten Modellen als Sieger hervor. 1884 fügte Nicolaus Otto seinem Lebenswerk noch eine wichtige Erfindung hinzu: Er erfand die „Niederspannungs-Magnetzündung“, was fortan das Verwenden von flüssigen Brennstoffen ermöglichte.
Die letzten Jahre im Leben von Nicolaus Otto waren von Streitigkeiten um Patente und Lizenzen überschattet. Es kam zu mehreren, aufreibenden Gerichtsprozessen, in denen seine Patente angegriffen und im Januar 1886 sogar zu weiten Teilen für nichtig erklärt wurden. Am 26.1.1891 starb der Erfinder an einem Herzleiden.
Seit 1946 steht zu Nicolaus Ottos Ehren der Name „Ottomotor“ für Verbrennungsmotoren mit Fremdzündung eines verdichteten Kraftstoff-Luftgemisches.
Zu sehen im Museum:
Im Technik Museum Sinsheim stehen viele Fahrzeuge, die von der Geschichte des Ottomotors erzählen. Hier vier herausragende Exponate:
Benz Patentmotorwagen: Das erste konstruierte Fahrzeug der Welt hat einen Ottomotor. Der sehr einfach gestaltete Einzylinder mit Summerzündung ist ein ebenso historisch bedeutsames wie anschauliches Beispiel für den Ottomotor und seine Bauart.
Porsche 917 Turbo Motor Prototyp: Mehr Leistung imnj Motor dieser Rennwagen-Ikone war aufgrund des Reglements damals nur über die Turbotechnik möglich. Eine enorme Leistungsdichte bei geringem Volumen: Was man damals für unmöglich hielt, wurde von Porsche aufgrund eines erstaunlichen Aggregats realisiert.
Zakspeed Formel 1 -Motor: Durch Weiterentwicklung der Turbotechnik ist es hier gelungen, einen Motor mit geringem Volumen zur Höchstleistung zu bringen: Aus 1,5 Litern wurden damals 900 PS herausgeholt. Auch nach heutigem Standard eine technische Meisterleistung.
Experimentalfahrzeug Brutus: Mit seinen 47 Litern Hubraum in kompakter V-Motoren-Bauweise ist der Motor des Brutus ein sehr großer Ottomotor. Diesen gibt es beim BRAZZELTAG in Speyer live zu erleben.
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