Mit einer Honda Transalp um die Welt - Teil 1

Es ist der 18. Juni 2011 als Bettina (Bea) Höbenreich und Helmut (Helle) Koch sich auf ihre Motorräder schwingen, um die Welt zu bereisen. Dass dann aus zunächst zwei geplanten Jahren doch fünf werden, hätten die Umweltingenieurin und der Maschinebautechniker auch nicht gedacht. Ende Mai 2022 brachten die Weltentdecker aus Oberbayern ihre beiden Maschinen nach Sinsheim als Leihgaben. Wir nutzten die Gelegenheit und interviewten die leidenschaftlichen Outdoor- und Camping-Fans über die Vorteile einer Honda Transalp, eine Schweinejagd in Australien und die deutsche Mentalität.

Teil 1: Vorbereitung ist alles – oder doch nicht?

Ihr habt in 64 Monaten fünf Kontinente bereist. Wann und wie habt Ihr die Entscheidung getroffen, eine Weltreise zu unternehmen?
Bea: Ich wollte schon immer für ein Jahr nach Australien. So ganz klassisch: Work & Travel. Habe mich das alleine aber nie getraut. Und niemand wollte mit mir mit. Dann lernte ich den Helmut kennen. Er konnte sich das Ganze vorstellen aber nur unter der Bedingung: keine klassische Rucksack-Tour. Da er schon immer der leidenschaftliche Motorradfahrer war, war schnell klar: Wenn durch Australien, dann mit dem Motorrad. Und bevor ich nie wegkomme, war ich einverstanden.
Helle: Es hatte sich alles Stück für Stück entwickelt. Die Idee entstand beim feierabendlichen Bier und da ist man ja immer kreativ. Ich selbst hatte mich schon jahrelang für die USA interessiert. Wollte das Land mit dem Motorrad erkunden. Habe das aber auch schnell verworfen, da das Verschiffen oder Mieten zu teuer waren. Dann kam Bea um die Ecke und ich dachte mir: „Ach, Australien ist bestimmt auch cool“. Das Ganze war aber ursprünglich gar nicht als Weltreise geplant – es ging ja erst einmal nur um Australien. Wir recherchierten, was es kosten würde, die Maschinen nach Australien zu bekommen – was nicht wenig war. Für das Geld könnten wir auch selbst nach Down Under fahren, so wie in der Dokumentarserie „Long Way Round“. Unsere Arbeitgeber stellten uns vor die Wahl: Entweder arbeiten oder kündigen. Wir wählten die zweite Option. So waren wir zeitlich komplett frei. Um alles für die Reise vorzubereiten, setzten wir uns eine zweijährige Frist. Wir verkauften unsere Habseligkeiten und sparten. Und was die Route betraf: Wenn wir schon in Australien sind, dann nehmen wir Neuseeland, Süd-, Mittel- und Nordamerika auch mit - so wurde eine Weltreise daraus. Unser Umfeld war zum Teil geschockt, überrascht. Natürlich hatten sich dann alle gefreut, dass wir unseren Traum verwirklichen. Trotzdem fiel uns der Abschied schwer.

Welche Vorbereitungen müssen für so ein Unterfangen getroffen werden?
H: Wenn man sowas vorher noch nie gemacht hat, dann ist man auf jeden Fall übervorsichtig und man bereitet sich – dass liegt wohl uns Deutschen im Blut – zu 1.000% auf alles vor. Es fing an mit den Gesundheits-Checks, die nötigen Impfungen, Erste Hilfe- und Russisch-Kurse, zwar wenig erfolgreich, aber wir konnten immerhin die Schilder auf Kyrillisch lesen, Visa für die jeweiligen Länder vorab organisieren. Dann gab es noch die technischen Vorbereitungen: Die Motorräder habe ich quasi selbst umgebaut. Da steckte sehr viel Arbeit drin.

Habt Ihr schon zuvor kleinere Touren gemacht, so dass Ihr ungefähr gewusst habt, worauf Ihr achten müsst? Was unbedingt mit soll?
B: Helle hatte zwar Touren gemacht, aber keine großen Reiseerfahrungen. Er fährt ja seit seinem 18. Lebensjahr Motorrad. Ich hatte zwar einen Motorrad-Führerschein, jedoch zu der Zeit keine Maschine und schon länger fehlende Fahrpraxis. Für mich haben wir dann, ein Jahr bevor es losging, ein Motorrad gekauft. So hatte ich eine Saison Zeit, mich da rein zu finden – unter anderem auf einer Test-Tour nach Griechenland. Wir hatten auch nie probegepackt. Kurz vor der Abfahrt sattelten wir einfach alles drauf, um dann festzustellen: Wir sind heillos überladen. Auf dem Weg speckten wir aber ab. Haben ganz viel weggegeben oder gegen kleineres Equipment getauscht.
H (lacht): Wir dachten, auf der Welt gäbe es nichts mehr. Deshalb haben wir viel mitgenommen. Ich frage mich bis heute, wie wir mit all dem Gepäck durch die Mongolei und den dortigen Straßenverhältnissen gekommen sind.

Warum sollte es gerade diese Route sein? So habt Ihr z. B. Afrika komplett ausgelassen.
H: Es gibt ja zwei klassische Routen: die Südroute mit Iran, Indien, nach Südostasien runter und die Nordroute über Kasachstan, Russland, Mongolei. Zweitere fanden wir fahrtechnisch und landschaftlich spannender.
B: Was uns dabei auch wichtig war, wir wollten von Deutschland aus losfahren. Nicht zuerst mit den Motorrädern irgendwo hinfliegen und dann losreisen.
H: Wir fuhren bis Wladiwostok und wollten dann erst China durchqueren. Das ist möglich, aber auch sehr sehr teuer. So haben wir die Motorräder nach Bangkok verschifft. Über Kambodscha, Thailand, Malaysia, Indonesien nach Australien und Neuseeland. Von dort ging es dann nach Chile. Dann ganz runter nach Ushuaia und rauf bis Alaska. Anschließend reisten wir zurück nach London.
B: Da hätte auch theoretisch Afrika kommen können. Doch wir waren schon über fünf Jahre unterwegs. Das Reisebudget ging auch langsam zur Neige. Und wir waren einfach müde und von all diesen Eindrücken übersättigt. Diese muss man ja erst einmal verarbeiten. Und dann war es soweit, dass wir nach Hause wollten. Eine Zeitlang mal an einem Ort wohnen. Afrika ist ein sehr spannender und fordernder Kontinent – aber zu diesem Zeitpunkt waren wir nicht mehr bereit gewesen, es in der Weise aufzunehmen, was Afrika zu bieten hat.

Habt Ihr schon vorher festgelegt, dass es fünf Jahre werden?
H: Der grobe Plan war tatsächlich zwei Jahre Reisezeit. War auch so vom Budget her durchgerechnet. Wobei wir einen sehr deutschen Plan hatten: heute hier morgen dort. Es war alles getaktet. Bis Wladiwostok hielten wir uns an unseren strikten Zeitplan. Doch gerade dies erschöpfte uns. Die Tour durch die Mongolei war sehr fordernd. Wir mussten etwas langsamer machen. Man kann unterwegs nicht nach deutschem Maß planen. Es kann manchmal bis zu drei Tage dauen, bis man einen Motorrad-Reifen auftreibt. Bei uns gehst Du in einen Laden und kannst eine Stunde später weiterfahren. Diese Zeit musst Du dir dann nehmen.
B: Man kann auch nicht jeden Tag 500 Kilometer fahren, irgendwann musst Du auch mal Pause machen.
H: Dann haben uns die Einheimischen auch Tipps gegeben: „Fahrt mal da und da hin. Da gibt es einen tollen Wasserfall, eine tolle Bucht zum Schwimmen, oder ein Tempel usw.“ Oder aber wir wurden eingeladen.
B: Diese drei Jahre kamen spontan dazu. Es lag vor allem an Australien und dem klassischen Work & Travel. Das hatten wir gar nicht auf dem Plan. In Südostasien haben wir dann gemerkt, dass wir doch recht langsam vorankommen – das wird eng mit den zwei Jahren. Und vor allem wird uns das Budget ausgehen. In Australien hatten wir dann die Möglichkeit, dieses aufzustocken.

Warum gerade diese Maschinen, wie viele Sätze Räder die Tour sie kostete und welches Land absolut nichts für Motorrad-Fahrer ist, erfahren Sie im 2. Teil.

Den ausführlichen Reiseblog und alle nützlichen Infos rund um das Thema „Weltreise mit einem Motorrad“ gibt es auf Beas und Helles Seite „Time to Ride“.

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