Am 14. April 2024 veranstalteten wir in Sinsheim ein CARsting, um Exponate für die Sonderausstellung "Faszination Tuning – VW vs. Opel" zu finden. 322 Automobile, ihre Besitzer und die Geschichten hinter den Fahrzeugen stellten sich vor. Davon wurden 100 potentielle Fahrzeuge ab November 2024 ausgewählt. Darunter dieser bunte und einzigartige Golf GTI von Armin Krausche.
Der auffällige Golf GTI in Mint und Pink ist ein absoluter Hingucker und verbindet Retro-Charme mit Individualität. Dieses außergewöhnliche Fahrzeug erzählt eine Geschichte von Kreativität, technischer Raffinesse und Liebe zum Detail. Im Interview mit Armin Krausche sprechen wir über die Idee hinter diesem einzigartigen Umbau und die Tuningszene.
Armin, Du gehörst zu den Gewinnern des Castings und wurdest zum Recall eingeladen. Jetzt steht Dein Auto in der Ausstellung. Wie fühlst Du Dich dabei?
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Schon der CARsting-Tag war unglaublich, ich hätte nie gedacht, dass mein Auto, nach all den Jahren, so viel Aufmerksamkeit bekommt. Es war sehr aufregend und ich hatte Gänsehaut. Obwohl mein Auto zunächst nicht direkt unter den ersten nominierten Fahrzeugen war, war die Freude umso größer, als ich die Nachricht erhielt, dass mein Fahrzeug doch die Ausstellung mit eröffnen wird.
Du meinst, dass dein Auto wieder viel Aufmerksamkeit bekommt. Warum ist das so?
Ich denke, da das Auto seit gut 30 Jahren in diesem unveränderten Zustand ist und es das Tuning der späten 80er und frühen 90er Jahren wieder spiegelt. Zu dieser Zeit war ich oft auf Golf- und VW-Treffen, unter anderem viermal am Wörthersee und bei vielen verschiedenen Veranstaltungen in Deutschland und Luxemburg. Das Auto hat damals schon viel Aufmerksamkeit erregt, weil es perfekt in die Zeit passte.
Würdest du sagen, dass es in den Nullerjahren etwas ruhiger um das Tuning geworden ist und dass es jetzt wiederauflebt?
Ja, das stimmt. Mein Auto war lange Zeit in einer Art Dornröschenschlaf. Es war zwar immer angemeldet, aber ich bin höchstens 500 Kilometer im Jahr damit gefahren. Treffen habe ich nicht mehr besucht, weil ich aus dem Alter raus war. Auch die Markentreffen, die es früher oft gab, sind heute selten geworden.
Was hat dich dazu bewogen, beim CARsting mitzumachen?
Michael Körbel, ein Freund und Kollege. Er wusste genau, was für ein besonderes Auto ich habe. Er war früher in einem anderen Club aktiv und fuhr selbst einen VW Scirocco. Er hat von der Ausschreibung erfahren und mich ermutigt, mich zu bewerben. Er sagte: Wenn nicht mein Auto, welches dann?
Da hatte er vollkommen Recht. Erzähle uns bitte etwas über dein Auto: Was ist das Besondere daran?
Das Besondere an diesem Golf GTI ist, dass ich ihn schon 1987 gekauft habe. Damals war er sechs Jahre alt und in einem erbärmlichen Zustand. Es ist ein Golf GTI von 1981 mit einem Golf II-Motor von 1988, der 112 PS leistet. Das Auto ist mit einer 274-Grad-Nockenwelle von Hartmann und einem Fächerkrümmer ausgestattet. Außerdem ist eine Auspuffanlage eines Honda CRX verbaut.
Was hast du an dem Fahrzeug verändert, damit es heute so aussieht?
Die Geschichte beginnt 1987. Auf meinem ersten GTI-Treffen in Kaiserslautern sah ich einen Rieger-Golf, ein Auto mit Breitbaukit und 10x15 BBS-Felgen mit 285er Reifen. Eigentlich wollte ich so etwas bauen. Aber als ich kurz darauf am Wörthersee war, habe ich mehrere von diesen Rieger-Golfs gesehen. Das hat mich dazu bewogen, ein eigenes Projekt zu starten, dessen Details nicht einfach im Katalog zu bestellen sind. Das Ergebnis sind zahlreiche besondere Details: Borbet A Felgen in 9x16 auf der Hinterachse, eine universelle Lufthutze von Leinwather und Blazek, die nicht spezifisch für den Golf I ist, Marshall Frontscheinwerfer von einem Talbot Tagora, Seitenscheiben von einem Nissan sowie eine veränderte Tür. Die Heckschürze stammt von Rieger, um die breiten Felgen zu integrieren, und der Heckspoiler ist von GFL. Außerdem ist eine Honda-CRX-Auspuffanlage von der Firma Mohr als Einzelanfertigung verbaut.
Wie fühlt es sich an, dieses Auto zu fahren?
Man fühlt sich sofort 10 bis 15 Jahre jünger. Allein das Motorengeräusch und die Lenkung versetzen einen in die Vergangenheit zurück. Wenn dann noch die passende Musik läuft, ist das Gefühl perfekt.
Welche Erfahrungen hast Du mit dem Auto gemacht?
Alle Erfahrungen waren positiv. Bei den Treffen haben sich tolle Kameradschaften und Freundschaften entwickelt. Es hat viel Spaß gemacht, mit dem Auto durch Deutschland zu fahren.
Hast du noch andere Tuningautos zu Hause?
Nein, nur dieses.
Du hast also keine weiteren Tuning-Projekte geplant?
Nein, das ist meine einzige wirkliche Leidenschaft. Ich habe einen Job, ein Haus, eine Frau und einen großen Freundeskreis. So macht das Leben schon viel Spaß, da bleibt kaum Zeit für ein neues Projekt.
Wenn ein junger Mensch zu dir kommt und sagt, er möchte ein Auto tunen, was würdest du ihm raten? Soll er es machen oder nicht?
Ich würde ihm auf jeden Fall raten, es zu machen. An solchen Projekten wächst man und lernt, Hürden zu überwinden.
Mit welchem Schritt sollte er anfangen?
Die Tieferlegung und die Felgen sind meistens der erste Schritt. Diese Elemente geben dem Fahrzeug sofort ein anderes Aussehen. Ob ein GFK-Bausatz wie meiner heute noch zeitgemäß ist oder wie alltagstauglich er ist, steht auf einem anderen Blatt. Einem Anfänger würde ich ihn nicht unbedingt empfehlen.
Was meinst Du: Warum fasziniert Tuning die Menschen?
Tuning macht Spaß. Viele Menschen sehen in ihrem Fahrzeug nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern ein Projekt, in das sie Zeit und Träume investieren. Es gibt auch einen sozialen Aspekt: In einer Gruppe oder Clique entstehen neue Ideen, und das gemeinsame Schrauben fördert den Zusammenhalt. Von 1988 bis 1991 habe ich das Fahrzeug umgebaut. 1991 kam er frisch aus der Lackiererei, ohne Innenausstattung und nur mit dem Motor. Meine Frau Serafina (Fina) und ich haben ihn in drei Tagen in einer Halle mit Pizza und wenig Schlaf zusammengebaut. Am 4.Tag fuhren wir damit an den Wörthersee. Die Besucher des Treffens und Helmut Horn von der VW-Szene waren begeistert und brachte das Fahrzeug gleich in die September Ausgabe der VW-Scene. Der ganze Aufwand hatte sich gelohnt, es war ein unbeschreibliches Gefühl.
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