Vor 200 Jahren: Wie der Strom die Bewegung erzeugte …

E-Autos, Hybrid-Fahrzeuge, E-Bikes: Die Elektromobilität erlebt derzeit einen beeindruckenden Boom und steht im Zentrum vieler neuer, innovativer Technologien und Geschäftsmodelle. Was uns vielfach nicht bewusst ist: Die Idee, ein Fahrzeug mit einem elektrischen Antrieb von A nach B zu bewegen, ist keineswegs neu.

Die ersten Stromer
Bereits in den 1830er-Jahren entwickelten Erfinder wie z.B. der Schotte Robert Anderson erste elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Am vierrädrigen Elektro-Automobil, dem Flocken Elektrowagen, tüftelte Andreas Flocken in Coburg bereits 1888. Doch wie gelang es überhaupt, die „Kraftquelle“ des elektrischen Antriebs zu schaffen, also elektrische Energie in mechanische Arbeit umzuwandeln?

(Andreas Flocken im Elektroauto, wahrscheinlich um 1892. Foto: Privatbesitz Marlies Andresen, Lichtenfels; Quelle: Initiative Stadtmuseum Coburg e.V.)

Michael Faraday und der Elektromotor
Eine der Schlüsselfiguren für diese technische Errungenschaft ist der englische Wissenschaftler Michael Faraday, der 1791 in Newington Butts geboren wurde. Seine Karriere als bedeutender Forscher ist bemerkenswert: Eine umfangreichere Schulbildung blieb ihm als Sohn eines armen Hufschmieds versagt, doch er war neugierig und interessiert, las als Lehrling eines Buchbinders eifrig die Bücher, die ihm zum Binden anvertraut wurden, und brachte sich auf autodidaktischem Wege viele Kenntnisse bei. Mathematik hatte er nur wenig gelernt, aber sein „kluger Blick“ ins Wesen der Physik und seine Vorstellungskraft bereiteten ihm auf andere Weise den Weg zur Erkenntnis. Als Assistent des Chemikers Humphry Davy machte der bescheidene und sympathische Faraday sich bald selbst als geachteter Experimentator einen Namen, schon im Jahr 1824 wurde er Mitglied der renommierten Gelehrtengesellschaft Royal Society, 1825 Direktor der Royal Institution. Viele Erkenntnisse, die auf ihn zurückgehen, so z.B. die faradayschen Gesetze, sind nach ihm benannt und haben den weltberühmten Physiker und Chemiker unsterblich gemacht.

Doch gehen wir zurück ins Jahr 1821. Faraday, Humphry Davy und andere kluge Köpfe der damaligen Fachwelt sinnierten und diskutierten über die sensationelle Beobachtung, die der dänische Chemiker und Physiker Hans Christian Ørsted im Jahr zuvor in einem Experiment gemacht hatte: Ein Draht, durch den Strom fließt, kann eine Magnetnadel auslenken. War es denn nun möglich, die elektrische Energie in eine Bewegung umzuwandeln? Am 4. September 1821 – also vor 200 Jahren – baute Faraday eine Vorrichtung, bei der ein elektrischer Leiter um einen Magneten rotiert, und hatte damit – vom Prinzip her – den ersten Elektromotor konstruiert: eine Maschine, die elektrische Energie in mechanische Energie umwandelt.
(Grout Dampfwagen von 1899)

So ging es weiter …
Der Weg für die Fortführung und weitere Verwendung dieser Erkenntnis war nun geebnet. Wissenschaftler wie z.B. Peter Barlow oder Thomas Davenport sorgten für die Weiterentwicklung des Elektromotors, der Ende des 19. Jahrhunderts dann seinen endgültigen Durchbruch erfuhr und neben vielen anderen Dingen auch Automobile bewegte. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts rollten die Elektroautos in stattlicher Zahl neben von Verbrenner- und Dampfmotoren angetriebenen Fahrzeugen auf den Straßen, bevor sie dann für lange Zeit von den Verbrennern verdrängt wurden.

Columbia-Elektroautos im Technik Museum Sinsheim
„Zeitzeugen“ mit vier Rädern aus dieser spannenden Anfangsphase der Automobilgeschichte befinden sich auch in Sinsheim: Zwei originale Elektrofahrzeuge von der amerikanischen Firma Columbia Automobile Company, Baujahr 1900 (o.) und 1904 (u.), erzählen dem Besucher von ihrer stolzen Vergangenheit. Doch selbstverständlich hat das Technik Museum Sinsheim auch die verheißungsvolle Zukunft der „Stromer“ und ihrer modernen Kollegen auf dem Schirm:

E-Mobilitätstag
Am E-Mobilitätstag dreht sich im Technik Museum Sinsheim alles um Elektro- und weitere alternative Antriebe. Einmal im Jahr trifft sich an diesem Tag eine erlesene „Flotte“ von Elektro- und Hybridfahrzeugen sowie mit Autogas oder Wasserstoff betriebenen Wagen in Sinsheim. Der E-Mobilitätstag wird gemeinsam mit der Bürgerenergiegenossenschaft Kraichgau eG veranstaltet und wird zum nächsten Termin voraussichtlich Ende Mai 2022 stattfinden. Ein bewegendes und herrlich leises Zukunfts-Spektakel!

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